Interview mit den Organisatorinnen
Seit 2015 führt die Mathilde-Planck-Schule mit großem Engagement Registrierungsaktionen für die Deutsche Knochenmarkspende (DKMS) durch. Im November 2022 fand die achte Typisierungsaktion statt. Geplant und organisiert wurde das Ganze von der Klasse 13/2 des beruflichen Gymnasiums. Im Interview sprechen die Mit-Organisatorinnen Lea Magiera und Charleen Bürkle über die Wichtigkeit von Typisierungen im Kampf gegen Blutkrebs, über die Erwartungen der Klasse an die Aktion und über die organisatorischen Hürden, die im Vorfeld zu bewältigen waren.
Samira Stürner: Was bewegt die Mathilde-Planck-Schule dazu, sich im Kampf gegen Blutkrebs zu engagieren?
Lea Magiera: Bei unserem Engagement geht es in erster Linie darum, Menschen über Leukämie aufzuklären und zu zeigen, dass eine Stammzellenspende für die meisten die letzte Chance ist. Es ist wichtig, so viele Personen wie möglich zu motivieren, sich typisieren zu lassen. Je mehr sich typisieren lassen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Blutkrebspatientinnen und -patienten einen passenden Spender finden können.
Charleen Bürkle: Die Mathilde-Planck-Schule wurde bereits im vergangenen Schuljahr als Leuchtturmschule von der DKMS ausgezeichnet. Durch vergangene Typisierungsaktionen konnten bereits acht Menschenleben gerettet werden. Das ist eine bemerkenswerte Anzahl. Wir möchten als gutes Beispiel vorangehen und zeigen, wieviel junge Menschen für andere bewirken können, wenn sie sich engagieren.
Stürner: Am Aktionstag herrschte ein reger Antrag in der Aula der Mathilde-Planck-Schule. Wie viele Personen haben sich an diesem Tag registrieren lassen?
Charleen: Es haben sich insgesamt 288 Menschen typisieren lassen. Unsere Erwartungen wurden damit deutlich übertroffen. Jeder Einzelne kann nun als potenzieller Spender und somit als Lebensretter in Frage kommen.
Lea: Unser Ziel war, um die 200 Registrierungen zu erreichen. Dies wurde aber völlig übertroffen. Da man von einem passenden Spender pro 100 Registrierungen ausgeht, kann man theoretisch sagen, dass wir mit dieser Aktion drei Menschenleben retten können. Das wäre fantastisch, wenn das so klappen würde.
Stürner: Welche Fragen hatten die Schülerinnen und Schüler zur Registrierung?
Lea: Viele Fragen kamen zu Vorerkrankungen, da man sich nicht mit jeder Erkrankung typisieren lassen darf bzw. als Spender ausgewählt werden kann. Hier waren wir sehr dankbar über die Unterstützung der DKMS. Ein Fachmann hat sich für jeden Einzelnen Zeit genommen und individuell beraten.
Charleen: Auch zur Durchführung bestand viel Aufklärungsbedarf. Es hat sich gezeigt, dass viele nicht wussten, dass ein einfacher Abstrich so viel bewirken kann. Wir haben zudem noch einmal betont, dass die Registrierung nicht zur Spende verpflichtet, sondern nur die Wahrscheinlichkeit für Erkrankte erhöht, einen passenden Spender zu finden. Sollte man dann als Spender in Frage kommen, ist es einem immer noch selbst überlassen, ob man sich dazu bereit erklärt oder nicht.
Stürner: Ist eine Registrierung als möglicher Knochenmarkspender zeitaufwendig?
Charleen (lacht): Nein. Überhaupt nicht. Die Registrierung ist ganz einfach. Zuerst wird ein QR-Code gescannt. Auf der Internetseite, die sich öffnet, werden dann Fragen zur Person gestellt und Ausschlusskriterien genannt. Wenn man seine Daten angegeben hat und als Spender in Frage kommt, macht man mit drei Stäbchen einen Abstrich im Mund, der jeweils eine Minute dauert. Diese Stäbchen verpackt man anschließend in ein Test-Kit und schickt sie an die DKMS. Fertig!
Lea: Ganz einfach also: Mund auf. Stäbchen rein. Spender sein. Nein, mal ganz im Ernst. Mit unserer Aufklärungsaktion wollen wir auch gegen Falschinformationen vorgehen. Der Abstrich tut nicht weh und dauert auch nicht lange. Keiner ist verpflichtet zu spenden. Aber sind wir mal ehrlich: Einem Menschen das Leben zu retten, wie toll ist das denn?
Stürner: Die Organisation des Aktionstags war sicherlich ein großer Aufwand. Wie seid ihr bei den Vorbereitungen vorgegangen?
Lea: Die verschiedenen Klassenstufen kamen zunächst in die Aula der Mathilde-Planck-Schule und wurden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DKMS ausführlich über die Diagnose Blutkrebs, mögliche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten aufgeklärt. Wir haben dann die einzelnen Klassen auf zwei bereits vorbereitete Zimmer aufgeteilt und sind gemeinsam mit ihnen den Ablauf, vom Aufrufen der Website bis hin zum Abstrich, durchgegangen.
Stürner: Am Aktionstag haben sich 288 Menschen registrieren lassen. Kann also jede dieser Personen Stammzellenspenderin oder -spender werden?
Charleen: Als Spenderin oder Spender kommt man dann in Frage, wenn die Gewebemerkmale mit denen eines Patienten oder einer Patientin übereinstimmen. Dafür wird der eingeschickte Abstrich im Labor untersucht. Stimmen die Merkmale des potentiellen Spenders mit denen des Erkrankten überein, wird man von der DKMS kontaktiert. Ist man dann immer noch bereit zu spenden, werden weitere Tests zur Bestätigung durchgeführt.
Stürner: Im Vorfeld der Typisierung habt ihr einige Aktionen veranstaltet, um die Schülerinnen und Schüler aufzuklären und das Interesse für eine Registrierung zu wecken. Wie lief das ab?
Charleen: Wichtigster Punkt war für uns: die Aktion sollte so viele Schülerinnen und Schüler wie möglich erreichen. Schnell war klar, dass wir alle am besten darüber informieren können, wenn wir die Klassen direkt kontaktieren. Daher haben wir Vorträge, Flyer und einen Elternbrief entworfen und sind eine Woche vor dem Aktionstag durch alle Klassen gegangen, um unser Projekt vorzustellen.
Stürner: Dies war sicherlich ein großer Aufwand. Wie habt ihr euch als Klasse organisiert?
Lea: Wir haben die Klasse zunächst in kleinere Gruppen eingeteilt, die wiederum für einzelne Teile der Organisation zuständig waren. Daraus ergab sich zum Beispiel jeweils eine Gruppe für Flyer, Verpflegung und Interviews.
Charleen: Auf der Webseite und dem Instagram Account der Schule konnten die Schülerinnen und Schüler alle wichtigen Informationen zu Blutkrebs und zur DKMS bereits im Vorfeld nachlesen. Am Aktionstag selbst wurden die verschiedenen Klassenstufen über Vorträge der DKMS aufgeklärt.
Stürner: Während des Aktionstages wurdet ihr von Vertreterinnen und Vertretern der DKMS unterstützt. Wie würdet ihr die Zusammenarbeit mit der DKMS beschreiben?
Lea: Bereits im Vorfeld haben wird uns regelmäßig mit der DKMS über den Stand der Vorbereitungen ausgetauscht. Wir konnten jederzeit Fragen stellen, haben Tipps erhalten und uns wurde Unterstützung angeboten. Mit ihren Erfahrungen stand die DKMS uns zur Seite. Das war ein gutes Gefühl, gerade in stressigen Phasen der Vorbereitung.
Charleen: Den Ablauf und die Planung des Aktionstags an der Mathilde-Planck-Schule sowie die Aufklärung und das Werben von Schülerinnen und Schülern haben wir dann wieder selbst übernommen. Das war viel Arbeit, die sich jedoch gelohnt hat. Darauf sind wir sehr stolz.
Lea: Wenn man es zusammenfassen würde, könnte man sagen: Die Aktion hat die Mathilde-Planck-Schule selbst organisiert. Finanzierung und Bereitstellung der Typisierungs-Kits kamen von der DKMS.
Stürner: Wenn ihr zurückblickt, würdet ihr noch einmal einen Aktionstag planen?
Lea: Die gute Vorbereitung und Planung haben sich am Aktionstag wirklich ausgezahlt. Bis auf anfängliche Startschwierigkeiten lief alles einwandfrei. Ich würde sagen: der Tag war ein voller Erfolg. Der Ansturm auf die Typisierung war besonders nach den Vorträgen enorm.
Stürner: Was möchtet ihr den Menschen sagen, die sich noch nicht sicher sind, ob sie sich registrieren lassen sollen?
Lea: Die Typisierung stellt für den potentiellen Spender selbst keinen großen Aufwand dar, ist aber für Menschen, die auf eine Stammzellspende angewiesen sind, von großer Bedeutung. Wichtig ist, so viele Menschen wie möglich in die Spenderdatei aufzunehmen, denn dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, eine passende Spenderin oder einen passenden Spender zu finden, um ein Leben zu retten. Wer also noch unsicher ist: lasst euch typisieren, tut nicht weh!
Charleen: Menschen, die an Blutkrebs erkrankt sind und keinen passenden Spender in ihrem Umfeld finden, sind auf die Suche nach einer Spenderin oder einem Spender über die DKMS angewiesen. Unsere Aktion hat gezeigt, dass durch eine gute Aufklärungskampagne Hemmungen und Ängste abgebaut werden können. Und ist es nicht ein unglaubliches Gefühl zu wissen, dass man durch die Registrierung die Möglichkeit hat, ein Menschenleben zu retten?
Stürner: Vielen Dank ihr beiden für eure Zeit und das Gespräch.