Wenn es dunkel wird kann man nicht mehr lernen
Schüler der Mathilde-Planck-Schule erwirtschafteten mit einem Bücherflohmarkt am Beruflichen Schulzentrum 1000 Euro und unterstützen damit eine Mädchensekundarschule in Tansania.
Ellen Locher vom Verein „Kusaidia Afrika – Helfen in Afrika - e.V.“ sprach als Gastrednerin auf der SMV-Sitzung der Mathilde-Planck-Schule Ludwigsburg und berichtete, wo und wie die Geldspende der Schüler für Tansania verwendet wird. „Im Busch von Madunga, wo sich die Mädchenschule befindet, gibt es nichts: keinen Strom, kein fließend Wasser, keine Läden. Selbst die Anreise dauert stundenlang, weil es nur Sandpisten gibt, die in der Regenzeit fast nicht passierbar sind.“ Tansania ist eine ehemalige deutsche Kolonie und heute eines der ärmsten Länder Afrikas. In der Region Mbulu hat ein Kleinbauer ein Monatseinkommen von 50 Euro, das Schulgeld für den Besuch einer Sekundarschule mit Internat liegt bei etwa 500 Euro jährlich. Ins Internat müssen die Schüler, weil die wenigen weiterführenden Schulen viele Stunden von den Dörfern entfernt liegen. Der Verein fördert Stipendiaten aus der Region, unterstützt eine von Ordensschwestern geleitete Sekundarschule und hilft außerdem beim Aufbau von Krankenstationen und Krankenhäusern im ländlichen Raum. „Die Probleme sind für uns teils überhaupt nicht vorstellbar. Wenn zum Beispiel eine Familie keine Kerosinlampe hat, können die Kinder nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr lernen – und das hat dann eben auch Einfluß auf schulische Leistungen“, erzählt Ellen Locher weiter.
Die Spende an das Projekt haben die Schülerinnen und Schüler des Ernährungswissenschaftlichen Gymnasiums mit einem Projekt in Eigenregie erwirtschaftet. Projektmanagement steht im Fach Wirtschaft auf dem Lehrplan. „Nach einer theoretischen Einführung managen die Klassen der Mathilde-Planck-Schule eigene Projekte“, erläutert Gabriele Rösch, Leiterin des Beruflichen Gymnasiums. Dazu Robin Burkhard, einer der beiden Projektleiter: „Wir wollten was Sinnvolles tun und deshalb hat sich unsere Klasse dazu entschieden, einen Bücherflohmarkt zugunsten einer Mädchenschule in Afrika zu organisieren.“ Die andere gewählte Projektleiterin des Klassenprojektes, Aileen Schuster, fährt fort: „Den Kontakt hatten wir über die SMV; Schüler und Lehrer der Mathilde-Planck-Schule, aber auch der Oskar-Walcker-Schule und der Robert-Franck-Schule haben Bücher gespendet. Teams aus unserer Klasse haben die Bücherspenden angenommen, sortiert und beim Bücherflohmarkt verkauft.“ Mit der engagierten Aktion gelang es der Klasse und der SMV, 1000 Euro an „Kusaidia - Helfen in Afrika e.V.“ zu übergeben und so zu einer Verbesserung der Lernsituation der Mädchen in Tansania beigetragen.
„Allein können wir wenig bewegen – gemeinsam können wir viel verändern“, ist das Motto des Vereins. Partner vor Ort sind Ordensschwestern der katholischen Kirche. „Die Schwestern geben wirklich alles, um den Menschen dort zu helfen – von früh bis spät. Das ist eben was Besonderes, das würde ja sonst kein Mensch machen“, erzählt Ellen Locher. Auch die Flugkosten haben die Vereinsmitglieder meist aus eigener Tasche bezahlt, wenn sie aus organisatorischen Gründen zu den Projekten nach Afrika reisen. „Die Spenden kommen ohne Abzüge in Afrika an. Unsere Verwaltungskosten liegen bei zwei bis drei Prozent und entstehen hauptsächlich durch die Gebühren für Auslandsüberweisungen“, erläutert Rolf Schnee, der Vorsitzende des Vereins. Damit steht der kleine Verein aus Bietigheim weit besser da als so manche gemeinnützige Institution – denn auch bei Organisationen mit Spendensiegel sind weit höhere Verwaltungskosten üblich.
Astrid Tillig