Junge Erwachsene arbeiten für eine bessere Welt
Eigentlich stecken sie mitten in einer Berufsausbildung oder bereiten sich auf das Abitur oder einen anderen Schulabschluss vor. Neben dem anstrengenden Schulalltag schaffen es die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Schulzentrums aber auch, für eine bessere Welt zu arbeiten: Die Schülermitverantwortung (SMV) der Mathilde-Planck-Schule engagiert sich mit zahlreichen Projekten im sozialen Bereich, unterstützt verschiedene Entwicklungshilfeprojekte und organisierte eine Typisierungsaktion, die Menschenleben retten soll.
Aufnahme in die Knochenmarkspenderdatei
Wer unter einer lebensbedrohlichen Krankheit leidet und eine Knochenmarkspende benötigt, erhält diese häufig nicht, weil kein Spender mit der passenden Erbinformation bekannt ist. „Wenn ich damit jemandem Kranken helfen kann und vielleicht sogar ein Leben retten, dann ist das für mich selbstverständlich“, sagt Jasmin Zipp, Schülerin des Beruflichen Gymnasiums an der Mathilde-Planck-Schule.
Deshalb nahm der Schülersprecher Julius Sonnenwald Kontakt mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei auf und organisierte mit der SMV der Mathilde-Planck-Schule eine Typisierungsaktion. Diejenigen Schüler, die im Ernstfall bereit wären, einem anderen Menschen mit einer Knochenmarksspende zu helfen, wurden dazu eingeladen, eine Probe ihrer Erbinformation abzugeben. Mit einem Wattestäbchen und unter Anleitung der Mitarbeiter der Deutschen Knochenmarksspenderdatei gaben die Schülern eine Speichelprobe ab und so gelangen die Daten der Erbinformation in eine bundesweite Zentralkartei. Die Typisierung ist teuer – pro Person entstehen für die Typisierung und die Registrierung in der Spenderdatei Kosten von 50 Euro. Deshalb bemühte sich eine Gruppe engagierter Schüler um Sponsoren und schrieb zahlreiche Banken, Unternehmen und Stiftungen aus der Region an. Erfolg hatten sie schließlich bei der Wüstenrotstiftung, sie unterstützte das Projekt mit 1000 Euro, außerdem bezahlte eine kieferorthopädische Praxis aus Marbach. Auch die Wilde Mathilde, der Förderverein der Mathilde-Planck-Schule, half in der guten Sache mit 500 Euro.
Stärkung des Toleranzgedankens
Den Schülersprechern war es ein Anliegen, dass Schüler, die in ihrer sexuellen Orientierung von der Norm abweichen, Akzeptanz und Toleranz erfahren. Deshalb organisierten sie einen Toleranztag in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk LSBTTIQ. Die Abkürzung steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und sonst abweichende Menschen (queers). Homosexuelle und Transsexuelle kamen an die Schule und informierten in zahlreichen Workshops über ihre Lebenssituation. „Die Schüler wollten gerne mehr wissen und haben sich sehr für die einzelnen Veranstaltungen zum Thema interessiert. Einigen hat die Aktion vielleicht geholfen, besser mit sich selbst klar zu kommen. Unser Hauptanliegen war aber, die Toleranz zu stärken gegenüber Menschen, die anders sind“, erzählt Schülersprecher Johannes Eberle.
Gerechte Preise für das Schulessen
Schülersprecher Johannes Eberle setzte sich auch für eine Verbesserung des Schulessens am Beruflichen Schulzentrum ein. Die SMV wollte einerseits die Qualität des Schulessens in der Mensa verbessern, gleichzeitig aber auch die Preise an diejenigen der Schulen in städtischer Trägerschaft angleichen. Während die Schulkantinen der allgemeinbildenden Schulen einen Zuschuss von der Stadt erhalten und deshalb verbilligtes Essen anbieten können, erhalten die Schüler des Beruflichen Schulzentrums am Römerhügel diese Vergünstigung vom Landkreis nicht. Aber die Schüler des Beruflichen Gymnasiums und anderer Vollzeitschulen verdienen kein Geld, da sie nicht in einem Betrieb mitarbeiten sondern einen Schulabschluss wie beispielsweise das Abitur anstreben. „Das heißt, dass Vollzeitschüler an den beruflichen Schulen, deren Träger der Landkreis ist, keine Unterstützung erhalten. Das ist einfach unfair“, gibt Verbindungslehrerin Victoria Schwartz ihren Schützlingen recht. „Diese Sache war nur ein Ansatzpunkt des vielfältigen politischen Engagements unseres Schülersprechers Johannes Eberle“, erzählt sie weiter. Johannes Eberle regte zum Thema Schulmensa sogar Gespräche an, die die SMV mit den Elternvertretern und Vertretern des Landratsamtes führte. Eine Gleichbehandlung der Vollzeitschüler erreichte der engagierte Abiturient bislang trotzdem nicht.
Hilfsprojekte im Ausland
Nicht nur die SMV, sondern auch zahlreiche einzelne Klassen und Lehrer übernehmen idealistische Projekte. So packen zahlreiche Schüler schon seit Jahren Päckchen für die „Weihnachtsfreude im Schuhkarton“, die dann an bedürftige Kinder in Rumänien weitergegeben werden. Außerdem unterstützt die Schülerschaft seit Jahren ein Berufsschulprojekt in Tansania. Rolf Schnee, Vorstand des Vereins Kusaida Afrika g.e.V. berichtet: „Mit dem Geld, das die Schüler der Mathilde-Planck-Schule gesammelt haben, konnten wir eine Berufsschule in Tansania mit Schulbüchern ausstatten.“
Das neueste Projekt der SMV ist eine von der Schülerin Farida Baydono geleitete Hilfsaktion, die im neuen Jahr stattfinden soll: Die Schülerinnen sammeln Textilien für Menschen im Irak und in Syrien. Zudem wird die SMV dann auch einen Toleranztag zum Thema Flüchtlinge in Deutschland anbieten. „Unsere Schüler schaffen es wirklich, die Welt ein bisschen zu verbessern“, sagt dazu Susanne Berghofer, SMV-Lehrerin an der Mathilde-Planck-Schule.
Schulleiter Kai Rosum freut sich: „Es ist etwas Besonderes, dass wir hier so außergewöhnlich engagierte Menschen haben. Und es gibt an unserer großen Schule auch viele kleine Projekte, von denen kaum jemand etwas erfährt. Diese Vielfalt und der große Idealismus sind aber keineswegs selbstverständlich und entspricht einem Kerngedanken des Leitbilds der Mathilde-Planck-Schule: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt“.