Neue Schulart für Nichtmuttersprachler
Die zweijährige Ausbildung in der Altenpflegehilfe mit Förderung der deutschen Sprachkompetenz an der Mathilde-Planck-Schule ermöglicht den Einstieg ins Berufsleben mit noch geringen Deutschkenntnissen.
Als die diesjährigen Absolventen der Ausbildung zum staatlich examinierten Altenpfleger an der Mathilde-Planck-Schule ihre Abschlusszeugnisse erhielten, stand Absolvent Lamin Sabally auf und ging ans Rednerpult. Herzlich bedankte er sich für die große Geduld und das besondere Engagement seiner Lehrer. Lamin Sabally kommt ursprünglich aus Gambia, vor fünf Jahren begann er ein einjähriges Praktikum im Seniorenstift Schillerhöhe in Marbach. An der Mathilde-Planck-Schule absolvierte er danach die einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer. Nach weiteren drei Jahren Ausbildung hat er nun sein Diplom als Altenpfleger in der Tasche. Sein Problem während der Ausbildung war die Sprache: Im Unterricht musste er häufig nachfragen und die Lehrer mussten für ihn das Gesagte wiederholen oder in anderen Worten erklären. Beim Lernen der fachlichen Inhalte brauchte er außerdem viel Unterstützung von seiner deutschen Frau und deren ganzer Familie.
Lamin Sabally ist nicht der Einzige, der mit den besonderen Schwierigkeiten einer Ausbildung im Ausland zu kämpfen hat. In den letzten Jahren hatte fast die Hälfte der Auszubildenden in der Altenpflege einen Migrationshintergrund. Dabei sprachen die meisten hervorragend deutsch, Einsteiger mit geringen Deutschkenntnissen hatten kaum eine Chance. Zudem sind die Zeugnisse, die außerhalb Europas ausgestellt wurden, in Deutschland häufig nicht anerkennungsfähig.
Die Mathilde-Planck-Schule eröffnet ab dem Schuljahr 2015/16 eine zusätzliche zweijährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer speziell für Nichtmuttersprachler. Rita Konnerth, Lehrerin an der Mathilde-Planck-Schule, hat sich für die Einführung dieser Schulart eingesetzt: „Es geht darum, etwas gegen den Pflegenotstand zu tun. Wir bilden Fachkräfte aus, die ohne intensiven Deutschunterricht den Weg ins Berufsleben nicht schaffen. Da sehe ich enorme Chancen, vor allem für die Träger der Altenpflegeeinrichtungen, die ja von diesen zusätzlichen Arbeitskräften profitieren. Die Träger bekommen zuverlässige Arbeitskräfte. Und die Migranten haben mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Pflegebereich sehr gute Chancen auf eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis.“
Die neue Ausbildung beginnt mit zehn Stunden Deutschunterricht pro Woche in einem siebenwöchigen Theorieblock. An der Mathilde-Planck-Schule gibt es bereits zahlreiche Bewerber für die neue Ausbildung, teilweise bringen die Interessenten aus dem Ausland sogar Pflegeerfahrung mit. Schulplätze gibt es noch, jetzt fehlen Träger, die bereit sind, sich auf das neue Konzept einzulassen und den Auszubildenden mit anfangs noch geringen Deutschkenntnissen einen Ausbildungsplatz anzubieten. „Die Schüler haben ja schon Grundniveau A2 bevor sie kommen, nach sieben Wochen Intensivunterricht können die Migranten mit den Menschen in den Einrichtungen sprechen. Daher sind die Befürchtungen der Träger unberechtigt.“ erläutert Tobias Scholten, Deutschlehrer in der neugeschaffenen Klasse für Migranten an der Mathilde-Planck-Schule.
Auch Wendy, die gemeinsam mit Lamin Sabally die Ausbildung absolviert hat und die ursprünglich aus Kenia stammt, hatte eine befristete Aufenthaltserlaubnis, für die Zeit der dreijährigen Ausbildung. Jetzt kann sie auf eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung hoffen, denn in der Pflege werden dringend Leute gesucht. „Für die Einrichtungen ist das ein enormer Vorteil“, erklärt Lehrerin Rita Konnerth. „Diese Arbeitskräfte bleiben der Pflege erhalten. Sie haben sich diesen Beruf besonders hart erarbeitet und wollen auch weiterhin in der Pflege arbeiten.“
Im Einzelfall kann eine Bewerberin oder ein Bewerber auch ohne den Nachweis eines Hauptschulabschlusses aufgenommen werden. Zahlreiche Bewerber suchen noch einen Ausbildungsbetrieb für das kommende Schuljahr.
Astrid Marte-Tillig