Interkultureller Austausch der Mathilde-Planck-Schule
Mit den Augen der Anderen:
Die spanischen Schüler tanzen im Unterricht Flamenco
Interkultureller Austausch der Mathilde-Planck-Schule mit Gymnasiasten aus Sevilla
Abiturienten aus dem spanischen Sevilla verbrachten im Rahmen eines Schüleraustauschs einige Tage am Beruflichen Gymnasium der Mathilde-Planck-Schule und wohnten bei Gastfamilien. Zuvor hatte eine Gruppe von 16 Schülern die Partnerschule in Sevilla besucht.
Auf die Frage, worin sich das Leben in Ludwigsburg von ihrer Heimat unterscheide, antworteten die Schüler aus Spanien mit Beispielen für die von ihnen wahrgenommenen Unterschiede der Alltagskultur. Der Spanierin Laura sind besonders die Hausschuhe bei ihrer Gastfamilie aufgefallen: „In den Wohnungen zieht man die Schuhe aus. Das machen wir in Spanien nie.“ „Und die Leute dürfen Hunde in die öffentlichen Verkehrsmittel mitnehmen. Auch im Einkaufszentrum habe ich Hunde gesehen! Das wäre in Spanien unvorstellbar“, ergänzt Jesus, ein verblüffter Jugendlicher aus Sevilla. Die sechzehnjährige Irene berichtet: “Hier in Deutschland müssen wir sehr früh aufstehen und der Schultag dauert lange, teilweise bis 17 Uhr. Das ist bei uns anders.“ Der unterschiedliche Tagesablauf ist der Ludwigsburger Schülerin Vanessa Leuschner bereits beim Besuch der deutschen Schülergruppe in Spanien aufgefallen: „Wir haben im Spanischunterricht zwar gelernt, dass die Spanier andere Essenszeiten haben, aber als wir dann letztes Jahr in Sevilla waren und dort dann tatsächlich erst nachts um zehn zu Abend gegessen wurde, habe ich trotzdem gestaunt.“
Im Spanischunterricht der 13. Klasse führte eine Gruppe von Spanierinnen spontan einen Flamencotanz auf. Flamenco gilt wegen der sehr komplizierten Rhythmen und Bewegungen als ähnlich anspruchsvoll wie das klassische Ballet. Die Spanischlehrerin Ina Sickel, die den Austausch der Mathilde-Planck-Schule gemeinsam mit ihrem Mann organisierte, war von der spontanen Darbietung überrascht: „Beim Gespräch im Spanischkurs hat sich herausgestellt, dass ein paar Mädchen der Gruppe Flamenco tanzen können und sie waren dann auch gleich bereit ,uns einige Sevillanas zu zeigen.“ In Südspanien lernen die jungen Spanierinnen aber häufig bereits als Kinder sogenannte Sevillanas, das sind einfachere Stilfiguren des klassischen Flamenco. Verblüffend für die Ludwigsburger war, dass die Spanierinnen für den Tanz gar keine musikalische Begleitung brauchten. Beim traditionellen Flamenco geben die Tänzer durch Stampfen auf Holzfußböden den Rhythmus des Tanzes vor, begleitet werden sie von rhythmischem Klatschen und Gesang, häufig aber auch mit Gitarrenmusik.
Ina Sickel freut sich über den gelungenen Kulturkontakt: „Die Spanier sind schon ein bisschen anders und spontaner. Für unsere Schüler ist es interessant, Gleichaltrige kennenzulernen, davon profitiert auch der Fremdsprachenunterricht. Wenn die Schüler mit Spaniern in Kontakt kommen und sich vielleicht sogar Freundschaften bilden, ist das die beste Art, das Ausland kennenzulernen.“
„Eigentlich wollten wir am Förderprogramm Erasmus Plus teilnehmen“, erzählt Spanischlehrer Tommy Sickel. „Es ist der Traum vieler spanischer Jugendlicher, einige Zeit in Deutschland zu arbeiten, zum Beispiel in Kindergärten oder Altenheimen. Und das EU-Programm Erasmus Plus fördert schwerpunktmäßig den Austausch im beruflichen Bereich. Aber für eine Bewerbung muss die Konzeption und Organisation des Projektes schon detailliert durchgeplant sein. Deshalb haben wir tagelang gemeinsam mit zahlreichen Kollegen und Kooperationspartnern der Mathilde-Planck-Schule ein umfangreiches Programm für die spanischen Gäste entwickelt, mit Bewerbungstraining und Praktika in sozialen Einrichtungen. Leider wurden uns die Fördermittel der Europäischen Union letztendlich trotzdem nicht bewilligt - und jetzt machen wir eben doch weiterhin nur einen Schüleraustausch ohne berufliche Weiterbildung.“
Astrid Marte-Tillig