Interkultureller Stammtisch
Das Fremde begreifen und verstehen
Schülerinnen der Mathilde-Planck-Schule organisieren einen interkulturellen Stammtisch als Treffpunkt mit Jugendlichen ohne Deutschkenntnisse
Worin unterscheidet sich das Leben in Deutschland von dem in anderen Ländern? Was macht eigentlich unsere Kultur aus? Und … welche Dinge sollten Jugendliche, die aus fernen Ländern hier her gekommen sind, über unseren Alltag und unsere Kultur wissen?
Seit vielen Monaten wohnen in der Turnhalle der Mathilde-Planck-Schule Flüchtlinge. Für Schülerinnen und Schüler war dies der Anlass, um über soziale Gerechtigkeit und die Möglichkeiten zur Hilfe des Einzelnen nachzudenken. Die Schülerinnen und Schüler wollten den Neuankömmlingen helfen, sich in der neuen Lebensumgebung zurechtzufinden.
Im Fach Ethik bot sich die Gelegenheit, kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu thematisieren. Die Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums der Mathilde-Planck-Schule Ludwigsburg wollten die Ergebnisse ihrer Reflektion auch ganz praktisch nutzen: Sie organisierten bereits zahlreiche Treffen mit Jugendlichen aus anderen Kulturkreisen, die an der Mathilde-Planck-Schule das „Vorqualifizierungsjahr für Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse“ (VABO) besuchen. Die Schüler dieser Klassen kommen aus Afghanistan, Syrien, Somalia, Eritrea aber auch aus Osteuropa und Südeuropa.
„Die Schüler des Beruflichen Gymnasiums hatten die Idee, einen Austausch zu organisieren, und das Programm haben die Schüler auch selbst organisiert“, erzählt Luisa Nicklas, eine der betreuenden Lehrerinnen der Fachschaft Ethik. „Die Inhalte zu verschiedenen Themen gestalten die Schüler selbst, es geht zum Beispiel um Feste, Sprichwörter oder Spiele.“ Die Jugendlichen ohne Deutschkenntnisse freuen sich über die Gelegenheit, Kontakte mit den Schülerinnen des Beruflichen Gymnasiums zu knüpfen. Bleona Kastrati, Schülerin des Sozialwissenschaftlichen Gymnasiums, erzählt: „Uns war es einfach wichtig, was zu tun für die anderen. Und dieser Stammtisch war eine gute Möglichkeit, es hat wirklich Spaß gemacht.“ Beim letzten „Interkulturellen Stammtisch“ wurde auch darüber nachgedacht, ob dieses Angebot im nächsten Schuljahr weitergeführt werden soll. Die Rückmeldungen waren durchweg positiv und alle Beteiligten konnten von neuen Einsichten und Kontakten profitieren. Somit ist das Ziel, das Projekt im nächsten Schuljahr zu erhalten.
Für die Lehrerinnen und Lehrer der Mathilde-Planck-Schule war die Arbeit mit Klassen ohne Deutschkenntnisse eine neue Erfahrung. „Mich begeistert die Disziplin dieser Klasse. Die Schüler kommen gerne zur Schule und arbeiten sehr fleißig“, erzählt Lehrerin Luisa Nicklas. „Viele Schüler bitten mich sogar um Zusatzaufgaben. Sie möchten gerne lernen und Leistung bringen“, berichtet sie weiter.
Dorothee Schock, langjährige Abteilungsleiterin an der Mathilde-Planck-Schule, hat sich seit Jahren sehr für die Schülerinnen und Schüler dieser Klassen eingesetzt und hat dieses Jahr unter anderem auch eine Kooperation mit dem Kindergarten in der Weimarstraße in Kornwestheim auf die Beine gestellt. Sieben Jugendliche helfen stundenweise im Kindergarten mit und kochen oder lesen den Kindern vor. Schulleiter Kai Rosum würdigte das außergewöhnliche Engagement: „Auf diese Weise kommen die Schüler in Kontakt mit der Alltagswirklichkeit in Deutschland. Und außerdem ist es sowohl für die Kinder als auch für die Jugendlichen eine interessante Abwechslung. Frau Schock hat insgesamt sehr schnell auf die neue Situation reagiert und zwei neue Klassen, speziell für Migrantinnen und Migranten ohne Deutschkenntnisse, geschaffen.“
Astrid Marte-Tillig